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gegen und stellte sein Heer gegen die Albaner in Schlachtordnung
auf. Eben sollte der Kampf beginnen, als Mettus in die Mitte
beider Heere trat und den Tullns zu einer Unterredung einlud.
„Wir können es uns nicht verbergen, — sprach er bei der Zu-
sammenkunft — daß bloß Eifersucht die beiden benachbarten und
verwandten Völker gegen einander auf den Kampfplatz führte.
Warum wollen wir doch so vieles Blut vergießen! Warum
wollen wir uns einander selbst entkräften, und beide geschwächt
in die Hände unserer Feinde fallen! Lieber mag ein unparteii-
scher Kampf einzelner Männer aus deinem und meinem Heere
auf ewig entscheiden, welches Volk dem andern unterworfen sein
soll." Dem Tullns gefiel der Vorschlag. Beide gingen ausein-
der, um aus ihren Heeren die Tapfersten zu diesem Entschei-
dungskampfe auszusuchen. Zufällig dienten im römischen Heere
Drillingsbrüder, die Horatier, und eben so im albanischen, die
Curiatier. Diese boten sich freudig dazu da, den Kampf für die
Herrschaft auszufechten. Nachdem der Vertrag feierlich beschwo-
rcn war, griffen die drei Brüder beiderseits zu den Waffen und
traten unter lauten Ermunterungen und Ermahnungen ihrer Mit-
bürger in der Heere Mitte. Hier standen die Römer, dort die
Albaner vor ihrem Lager aufgestellt, voll banger Erwartung über
den Ausgang des nahen Entscheidungskampfes. Das Zeichen
wird gegeben, und der Angriff beginnt. Es blitzeil und klirren die
Schwerter durcheinander und Schauder durchfährt die Zuschauer.
Plötzlich stürzt ein Römer, und über ihn noch ein Römer sterbend
hin, und mit lautem Jubel begrüßen die Albaner das Glück ihrer
Streiter; während im römischen Lager Alle von Bestürzung und
Verzweiflung auf das tiefste ergriffen sind. Aber schwer ver-
wundet sind alle drei Albaner; der eine lioch übrige Römer da-
gegen ohne Wunden und frisch all Kraft und Muth. Dieser
nimmt plötzlich die Flucht und lockt die andern, ihn zil unter-
stützen. So trennt er listig die dreifache Gewalt, wohl voraus-
sehend, daß sie ihn nur so verfolgen können, wie es Jedem seine
schwächende Wunde zuläßt. Nach kurzer Flucht bleibt er stehen
und blickt sich um. Da sieht er seine drei Gegner weit von
einander getrennt, und einen schon ganz in seiner Nähe. Auf
diesen rennt er mit großem Ungestüin zurück; und während das
albanische Heer den Curiatiern zuruft, ihrein Bruder beizusprin-
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sicht war, hier den Ausgang der Schlacht zu beobachten und es
alsdann mit der Partei zu halten, zu welcher sich das Glück
Hinneigen würde. Als dem Tullns dieses gemeldet wurde, faßte
er sich schnell und rief so laut, daß selbst die Feinde es hören
konnten: ans seinen Befehl ziehe sich das albanische Heer seit-
wärts, um dem Feinde in den Rücken zu fallen. Dies erregte
Schrecken unter den Fidenatern und Vejentern. Zuerst nahmen die
Fidenater die Flucht, weil sie wirklich fürchteten, von den ver.-
rätherischen Albanern umzingelt und von-ihrer Stadt abgeschnit-
ten zu werden. Die Flucht der Fidenater zog auch bald die der
Bejenter nach sich. Jetzt eilte Mettus in die Ebene hinab zum
Tullns und wünschte ihm Glück zu seinem herrlichen Siege.
Tullns verbarg seinen Zorn. Er empfing den Verräther mit
Güte, als ob er nichts bemerkt hätte; beschicd aber beide Heere
ans den folgenden Tag zu einer Versammlung. Die Albaner
erschienen zuerst, alle ohne Waffen; bewaffnet stellten sich die
Römer um sie herum. Jetzt trat Tullns auf und enthüllte den
schändlichen Verrath des Mettus und verkündete die Strafe, die
er ihm und seinem Volke bestimmt hatte. Er selbst wurde an
zwei Wagen festgebunden, die Gespanne nach entgegengesetzter
Richtung angetrieben, und der Körper des Unglücklichen jämmer
lich zerrissen. Alle wandten voll Entsetzen ihre Augen ab von
einem so gräßlichen Schauspiele, das in der ganzen römischen
Geschichte das erste und letzte in seiner Art gewesen ist. Höchst
traurig war auch das Schicksal der Stadt Alba. Sie ward
geschleift, und der größte Thei! der Einwohmner nach Rom
abgeführt. Hier wies ihnen Tullns den Hügel Cälius zum
Wohnsitze an und zog diesen mit in das Gebiet der Stadt
Vierhundert Jahre hatte die ehrwürdige Mutterstadt Roms
gestanden, als dieser Schlag der Vernichtung sie traf. Frü-
her war sie das Haupt der latinischen Bundesstädte gewesen;
seit dieses gefallen, siährte Rom den Wunsch und die Hoffnung,
das erledigte Oberhoheitsrecht der Mntterstadt an sich zu bringen.
*) Roma interim crescit Albae ruinis , duplicatur civium numerus,
Caelius additur urbi mons. Livius I. 30. Übrigens darf man bei Alba
an eine gänzliche Schleifung wohl eben so wenig denken, als bei Mai-
land unter Friedrich I.
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König, welcher ohne Interregnum, und vielleicht auch ohne die
sonst üblichen Wahlförmlichkeiten die Herrschaft antrat.
§. 16. Servius Tnllius. 578—534.
Dichtung und Sage haben sich vereint, schon die Wiege
dieses großen Mannes mit Wundern auszuschmücken. Bei der
Einnahme der Stadt Corniculum wurde sein Vater, einer der
angesehensten Bürger daselbst, erschlagen, seine Mutter aber als
Gefangene nach Rom abgeführt. Tanaguil gewann die hohe Ge-
fangene lieb und nahm sie zu sich. Auch das Kind, das diese
im Zustande ihrer Gefangenschaft geboren hatte, wurde im Hause
des Königs erzogen. Einst, als dasselbe in der Wiege schlum-
merte, sah man eine leuchtende Flamme um sein Haupt spielen.
Die königlichen Diener erschraken und wollten die Flamme lö-
schen ; Tanaguil aber verbot es und fand in dieser wunderbaren
Erscheinung eine Vorbedeutung der künftigen Größe des schla-
fenden Kindes. Erst bei seinem Erwachen schwand die feurige
Erscheinung. Von nun an war der junge Servius die Hoff-
nung der königlichen Familie. Er ward wie ein Sohn des
Königs erzogen und, als er zum Manne herangereift war, sogar
mit einer Tochter des Königs vermählt. Schon unter Tarqui-
nius hatte sich Servius ausgezeichnet, gleichwie jener unter Ancus.
Die Regierung des Servius selbst ist eine der ruhmwürdigsten
Erscheinungen in der Geschichte des römischen Volkes. Unter ihm
vermehrte sich die Bevölkerung Roms so sehr, daß auch der vi-
minalische und esquilinische Hügel mit in das Gebiet der Stadt
gezogen und von den herübergeführten Bewohnern unterworfener
Städte angebauet wurden. Seitdem hieß Rom auch die Sieben-
hügelstadt und war durch Mauer und Graben befestigt. Schon
jetzt erkannten die umliegenden Städte Latiums Rom als ihr
Oberhaupt an. Servius schloß mit ihnen einen Fricdensbund,
den sie durch jährliche Zusammenkünfte auf dem aventinischen
Hügel in dem neu errichteten Tempel der Göttin Diana ge-
meinschaftlich feierten.
Seine Hauptwirksamkeit aber wandte Servius dem Innern
des Staates zu, und er erscheint als der Urheber und Gründer
x) Der Name Servius (von «oi-vus, Sklave) soll nach der Sage auf
jenen.sklavenstand Hinweisen; er ist wohl derselbe mit Sergius.
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Extrahierte Personennamen: Servius_Tnllius Servius Servius Servius Servius Diana Servius Servius_(von_«oi-vus Sergius
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stimmte, daß immer einer der Censaren ein Plebejer sein solle.
Durch die beiden ersten Gesetze hatten die aus der ältesten Zeit
der Aristokratie stammenden Versammlungen nach Curien, in
denen nur Patricier stimmten, fast allen Einfluß verloren, und
hörten bald ganz auf. So hatte die Verfassung im Wesens
lichen ihren Abschluß gewonnen.
§. 31. Zweiter Krieg mit den Sammlern. 326 - 304.
Der Friede zwischen den Römern und Samnitern war nicht
von Dauer. Hatten ihn die Ersteren damals hauptsächlich in
der Absicht abgeschlossen, um zuvor mit dem nächsten Feinde, den
Latinern, anzubinden, so nahmen sie jetzt, als diese unterworfen
waren, wieder eine herausfordernde Stellung gegen die Samni-
ter ein. Diese hatten die volskische Stadt Fregellä erobert und
zerstört; die Römer aber ließen sie wieder aufbauen und zu
einer Kolonie einrichten, ohne auf die hiergegen erhobenen Be-
schwerden der Samniter zu achten. Zugleich forderten die Rö-
mer von Paläpolis, einer mit den Samnitern verbündeten
Stadt, Genugthuung wegen Plünderung in Campanien. Als sie
aber, vertrauend auf die Unterstützung der Samniter, diese ver-
verweigerte, belagerte der Cónsul Q. Publilius Philo die Stadt,
setzte die Belagerung auch nach Ablauf seines Jahres als Pro-
cónsul fort und nahm sie endlich durch Verrath ein. Noch wäh-
rend der Belagerung wurde den Samnitern förmlich der Krieg
erklärt. Der große Dictator Papirius Cursor rückte in Sum-
mum ein, und der Kampf begann, der von beiden Seiten bei
gleicher Tapferkeit mit wechselndem Kriegesglücke geführt wurde.
Als der Dictator wegen ungünstiger Auspicien nach Rom ge-
reiset war, ließ sich der Befehlshaber der Reiterei, Q. Fabius
Rullianus, gegen den ausdrücklichen Befehl desselben, mit dem
Feinde in einen Kampf ein, und trug einen glänzenden Sieg
davon. Die Strenge des Kriegsrechts verlangte den Tod des
Ungehorsamen; nur die Fürbitte des Volkes und des Heeres
ließ ihn Begnadigung finden. Einen zweiten Sieg erfocht Pa-
pirius selbst, in Folge dessen die Samniter um Frieden baten.
Aber nur ein einjähriger Waffenstillstand wurde bewilligt,
und als dieser abgelaufcn war, der Krieg fortgesetzt und zwar
mit so ungünstigem Erfolge für die Samniter, daß sie abermals
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um Frieden baten. Da aber die Römer völlige Unterwerfung
verlangten, beschlossen sie, mit der äußersten Anstrengung ihrer
Kräfte den Krieg sortzusctzen. Sie wählten zu ihrem Anführer
Q. Pontius, den Sohn des weisen Herennius. Gegen ihn zo-
gen die beiden Consuln T. Veturius Calvinus und Sp. Postumius
Albinus. Die Samniter zogen sich vor ihnen zurück in die cau-
dinischcn Engpässe (lureulae Oaullinao) unweit dem heutigen
Arpaja, und hielten alle Ausgänge besetzt. Die Landleute waren
angewiesen, das Gerücht auszustreuen, das ganze samnitische
Heer stehe jetzt in Apulien und belagere Luceria. Auf diese
Nachricht schlugen die Consuln schleunigst den kürzesten Weg nach
Luceria ein, nämlich den, welcher durch die caudinischcn Eng-
pässe führt. Sorglos und mit allem Gepäck zog ihr Heer in
einem langen Zuge in den berüchtigten Hohlweg ein. Da ward
der Verrath offenbar. Kein Ausweg stand offen, alle Pässe
waren vom Feinde besetzt, kein Vordringen, kein Rückzug mög-
lich, bald zwang der Hunger die Eingeschlossenen, den Sieger
um Frieden zu bitten. Pontius schickte nun zu seinem alten
Vater und ließ fragen, was er jetzt thun sollte. Der kluge
Samniter gab seinem Sohne den Rath, entweder sie alle ohne
Unterschied niedcrzuhauen, oder sie ungekränkt zu entlassen. Das
Erste würde die Römer außer Stand setzen, den Sammlern
zu schaden, das Letzte sie ihnen auf immer verpflichten." Allein
Pontius zog es vor, den Mittelweg einzuschlagen und das ge-
fangene Heer unter Bedingungen zu entlassen. Es sollte näm-
lich Rom das alte auf Gleichheit beruhende Bündniß wieder-
herstellen und aus Samnium seine Kolonien zurückziehen: „Die
Consuln gelobten dieses, und zur Sicherung der Ausführung
dieses Gelöbnisses (sponsio) hielt Pontius sechshundert Ritter
als Geißel zurück. Am schmachvollsten war die Art der Ent-
lassung selbst. Zum Zeichen der völligen Unterwerfung unter
das Gesetz des Siegers mußten die Römer, mit Zurücklassung
aller Waffen und Heergeräthe, unter dem Joche hergehen, die
Consuln voran, unter lautem Hohngelächter der zu beiden Seiten
unter Waffen stehenden Feinde. Mit Scham und Erbitterung
trat das entwaffnete Heer den Rückzug an. In der Nähe von
Capua machte es Halt und lagerte sich für die Nacht auf freiem
Felde. In die Stadt selbst mogte Keiner kommen. Als dieses
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heimkehren. Der Senat fürchtete vor ihrer Rückkehr, und unter
dem Vorwände, die Sabiner machten neue Kriegesrüstungen,
wurden sie noch unter Waffen gehalten. Allein das Volk durch-
fchauete bald diese Arglist; und jetzt, nachdem es bei aller Hin-
gebung in seinen gerechtesten Erwartungen wieder und wieder
auf das grausamste war getäuscht worden, nahm es zu einem
verzweifelten Mittel seine Zuflucht. Mit den Waffen in der
Hand, seine Feldzeichen an der Spitze, brach es unter Anführung
des aus seiner Mitte gewählten Plebejers Sicinius Bellu-
tus auf, und lagerte sich auf einem anderthalb Stunden von
Rom, am Einflüsse des Anio in die Tiber gelegenen Berge,
welcher später der „heilige Berg" genannt wurde. Von hieraus
schauete es trotzig hinunter auf die verhaßte Tyrannenstadt.
Diese unerwartete Unternehmung belehrte den Senat, wie
sehr er sich durch seine Härte und Ungerechtigkeit geschadet hatte.
Das Volk strömte in ganzen Massen aus Rom nach dem heili-
gen Berge; die Wachen an den Thoren waren nicht im Stande,
dasselbe aufzuhalten. Durch Tumult in: Innern und Krieg von
Außen geänstigt, entschloß sich der Senat jetzt endlich zur Nach-
giebigkeit. Er schickte eine Gesandtschaft, und an der Spitze der-
selben M e n e n i u s A g r i p p a, den Liebling des Volkes, in das
Lager der Ausgewanderten, sie freundlich zur Rückkehr einzula-
den. Dieser führte das Wort und belehrte das Volk über die
bösen Folgen der Zwietracht durch eine Fabel. „Einst, — sprach
er - empörten sich die Glieder des Körpers wider den Magen.
Sie wollten es nicht länger dulden, daß dieser allein in behag-
licher Ruhe in der Mitte sitze und sich von den andern füttern
und tragen lasse. Sie versagten ihm also ihren Dienst. Die
Hände wollten keine Speisen mehr an den Mund bringen, der
Mund sie nicht aufnehmen, die Zähne sie nicht zermalmen.
Diesen Vorsatz führten die Glieder eine Zeitlang aus. Aber bald
merkten sie, daß sie sich selbst dadurch schadeten. Sie fühlten
nämlich, daß es der Magen sei, der die Säfte der empfangenen
Speisen durch alle Glieder vertheile und dadurch ihnen allen
Kraft und Munterkeit gebe. Sie ließen daher von ihrem Vor-
haben ab und söhnten sich wieder mit dem Magen aus." Das
Volk begriff bald den Sinn dieser Worte und sah ein, daß seine
Empöruug und seine Trennung dieselbe Schwäche und Hinfällig-
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Nicht ohne eigene Besorgniß, hatten sie bisher die Fortschritte
der Römer im benachbarten Lande der Samniter gesehen und
deshalb diese gegen den ihrer eigenen Grenze immer näher rük-
kenden Feind im Geheimen möglichst unterstützt. Jetzt sollte das
Verderben auch über sie kommen; sie selbst hatten den Bruch
mit Rom beschleunigt. Die von den Lucanern bedrängte Stadt
Thurii wurde von den Römern in Schutz genommen, durch den
Cónsul Fabricius entsetzt, und eine Besatzung hineingelegt. Als
bald darauf ein römisches Geschwader von zehn Schiffen, wel-
ches der Besatzung Unterstützung zuführen sollte, gegen einen mit
den Tarentinern bestehenden Vertrag über das Lacinische Vor-
gebirge hinaus fuhr und sich selbst dem Hafen von Tarent,
doch ohne feindliche Absicht, näherte, da gerieth die ganze Stadt
in eine stürmische Bewegung. Alles schrie über Friedensbruch,
und in der ersten Wuth wurden die römischen Schiffe überfallen,
vier in den Grund gebohrt, eins genommen, die bewaffnete
Mannschaft getödtet, die Ruderer zu Sklaven gemacht. Nur fünf
Schiffe entkamen. Dann griffen die Tarentiner auch Thurii an,
weil dieses die Römer herübergeführt hätte. Die Stadt ergab
sich, und wurde rein ausgeplündert; der römischen Besatzung war
bei der Übergabe freier Abzug ausbedingt worden, und sie wurde
entlassen. Sofort schickte Rom Gesandte nach Tarent, um Ge-
nugthuung zu fordern für das erli.'tene Unrecht. Allein statt
diese zu erlangen, wurden sie von der leichtsinnigen Menge sogar
auf die gemeinste Weise verhöhnt. Sie waren in's Theater vor
die Volksversammlung beschieden worden und erregten gleich bei
dem Eintritte durch ihre sonderbare Tracht ein allgemeines Ge-
lächter. Postumius führte das Wort und zwar in griechischer
Sprache. So oft er aber gegen die richtige Aussprache ver-
stieß, erhob sich eiu lautes Hohngelächter über den Barbaren.
Ja, einer aus der Menge hatte sogar die Frechheit, die Toga
des Postumius auf das unanständigste zu besudeln. Darüber
entstand nun vollends ein rauschendes Beifallgeklatsch. Da aber
rief der verhöhnte Gesandte mit zürnender Miene die ernsten
Worte in die Versammlung hinein: „Lacht nur jetzt, bald wer-
den eure Thränen fließen. Dieses Gewand wird in Strömen
eures Blutes gewaschen werden Jetzt war der Krieg gewiß.
ixutf nolvv yaq tov /uträ javxa /qovov ylavotri'
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Heuer, welche hölzerne Thürme mit Kriegern auf ihrem Rücken
trugen in die Reihen der Römer ein und verbreiteten Schrecken
und Verwirrung. Noch nie hatten diese solchen Ungeheuern ge-
genüber gestanden. Selbst die Pferde wurden scheu und warfen
ihre Reiter ab. Was sich nicht durch die Flucht rettete, wurde
von den Elephanten zertreten oder von den Soldaten aus den
Thürmen niedergeschossen. Blutig war die Niederlage der Rö-
mer 2). Jedoch hatte auch Pyrrhus diesen Sieg theuer erkaufen
müssen. Er selbst war in höchster Lebensgefahr gewesen; seine
besten Führer und Soldaten waren gefallen. Als er am folgen-
den Tage das Schlachtfeld, den Zeugen der römischen Tapfer-
keit, besuchte, äußerte er voll Bewunderung: „O, wie leicht
wäre es, die ganze Welt zu erobern, wenn die Römer meine
Soldaten, oder ich ihr König wäre3)!"
Nach diesem Siege fielen ihm die Sammler, Lucaner,
Apuler und Bruttier zu, und mit ihnen vereint drang er vor
bis nach Präneste, das nur sieben Meilen von Rom selbst ent-
fernt ist. Von hieraus schickte er seinen Freund, den großen
griechischen Redner Eineas, der, wie Pyrrhus behauptete, mehr
Städte mit seiner Zunge, als er selbst mit dem Schwerte ero-
bert hatte, mit Friedensanträgen nach Rom, hoffend, daß die
Römer, nach ihrer großen Niederlage und bei der Nähe der neuen
Gefahr, jetzt gewiß zum Frieden ganz geneigt sein würden. Die
Bedingungen desselben waren: es sollte in den Frieden mit
Pyrrhus auch Tarent mit ausgenommen, allen Griechen in
Italien Unabhängigkeit eingeräumt, deu vier mit Tarent ver-
bundenen Völkern alles, was ihnen die Römer entrissen, zurück-
gegeben werden. Allein es war Grundsatz der Römer, nie nach
Niederlagen, sondern nur uach Siegen Frieden zu schließen.
Vergebens bot der große Schüler des Demosthenes die ganze
sieggewohnte Kraft seiner Beredsamkeit auf, um die Absicht seines
Herrn zu erreichen; hier aber scheiterte seine Kunst an der Rede
des blinden, greisen Appius Claudius, der, schon längst
nicht mehr gewohnt, in der Versammlung zu erscheinen, dieses
2) V. Laevinus parum prospere adversus Pyrrhum pugnavit, ele-
phantorum maxiine inusitata facie territis militibus. Liv. epit. I. 13.
3) 0 quam facile erat, orbis terrarum Imperium occupare, aut
mihi Romanis militibus, aut me rege. Flor, I. 18.
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Extrahierte Personennamen: Claudius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Schwerte Rom Tarent Italien Tarent
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denbefehl ergehen, ihn zu verhaften. Allein durch die Freunde
des Virginius wurde das Schreiben aufgefangen, und der Vater
von der ganzen Sache benachrichtigt. Voll Bestürzung eilte die-
ser nach Rom und erschien am andern Tage mit seiner Tochter
in Trauerkleidern vor dem Richterstuhle des Appius. Dieser
hörte nicht auf die Einrede des Vaters, er sprach sie seinem
Clienten zu und gab den Lictoren Befehl, sie ihm zu überliefern.
Da bat der verzweifelnde Vater um die einzige Erlaubniß, von
seiner Tochter den letzten Abschied zu nehmen. Er schloß sie in
seine Arme, trocknete ihre Thränen, ergriff von einer nahen
Bude ein Messer und stieß es ihr in die Brust, mit den Wor-
ten: „Gehe zu deinen Vätern, Virginia, noch rein und frei;
der einzige Weg deiner Ehre!" Dann hielt er, wie einst Bru-
tus, das von Blut rauchende Messer empor und rief: „Durch
dieses Blut der Unschuld weihe ich deinen Kopf, Appius, den
Göttern der Unterwelt!" Sogleich gab Appius den Lictoren
Befehl, ihn zu verhaften. Sie aber wurden von der Menge
zurückgeworfen, und Virginius stürmte, zur Rache aufrufend,
mitten durch das Volk fort, hin nach dem Thore, hinaus zum
Lager, und Tausende strömten ihm nach. Hier erregte er eine
noch größere Bewegung, als er in der Stadt zurückgelassen hatte.
Das empörte Heer brach sogleich nach Rom auf und lagerte sich
auf dem Aventinus; die von der sabinischen Grenze zurückkeh-
renden Legionen vereinigten sich mit ihm. Da kamen Abgeord-
nete des Senates und warfen ihnen ihr Vergehen vor; verspra-
chen aber Verzeihung, wenn sie ruhig auseinander gingen. Die-
sen aber wurde kurz erwiedert: nur wenn das Decemvirat ab-
geschafft würde, könne von Unterhandlung die Rede sein. Als
der Senat schwankte, zogen die Heere und mit ihnen der größte
Theil des Volkes abermals auf den heiligen Berg, wo die Frei-
heit der Plebejer begründet worden war. Nun erst gaben die
Patricier nach. Die Senatoren Valerius und Horatius,
zwei Volksfreunde, wurden nach dem Berge geschickt, mit den
Ausgewanderten zu unterhandeln. Diese verlangten: Herstellung
des Tribunats und der Provokation, Amnestie für Alle, die zu dem
Aufstande mitgewirkt hatten, endlich Auslieferung der Decemvirn,
die lebendig verbrannt werden sollten. Die Gesandten bewillig-
ten Alles; nur die Auslieferung der Decemvirn baten sie zu
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Jetzt griffen die Römer auch die karthagischen Besitzungen
auf Sardinien und Corsita an, während der Krieg in Sieilien
mit großer Anstrengung von beiden Seiten, unter abwechselndem
Glücke, fortgesetzt wurde. Einen zweiten großen Seesieg erfocht
ten die Consuln des Jahres 256, M. Atilius Regulus und
L. Manlius Vulso mit einer Flotte von dreihundert dreißig
Schiffen, die hundertvierzigtausend Matrosen und Landsoldaten
am Bord hatte, über das karthagische, zweihundertfünfzig Segel
starke Hauptgeschwader unter Hanno und Hamilkar an der Süd-
küste Siciliens, unweit des Vorgebirges Eknomus. Darauf setzten
sie nach Afrika über, um den Feind in seinem eigenen Lande
zu bekämpfen. Der feste Küstenplatz Clupea (Aspis) wurde ge-
nommen, und mit Beihülfe der abtrünnigen Numiden alles Land
bis gen Tunes erobert. Unterdeß war das Consulatjahr zu
Ende gegangen. Manlius führte den größten Theil der Flotte
und Mannschaft nebst reicher Beute nach Italien zurück; Regu-
lus dagegen setzte als Procónsul an der Spitze von vierzig
Schiffen, vierzehntausend Mann zu Fuße und fünfhundert Rei-
tern den Krieg in Afrika siegreich fort. Von Tunes aus drang
er vor bis unter die Mauern der Hauptstadt. Da boten die
Karthager, welche vergebens um billigen Frieden nachgcsucht hat-
ten, ihre ganze Macht auf und wählten den mit griechischen
Miethstruppen gelandeten Spartaner Xanthippus zu ihrem
Feldherrn. Regulus, der sich des Sieges zu gewiß glaubte und da-
her weniger auf seiner Hut war, wurde im Jahre 255 bei Tunes
überfallen und völlig besiegt. Die zahlreiche Reiterei und besonders
die hundert Elephanten, die Xanthippus in seinem Heere hatte,
richteten eine gräuliche Verwüstung unter den Römern an. Nur
zweitausend von diesen retteten sich durch die Flucht nach Clupea;
alle übrigen wurden entweder niedergehauen oder mit dem Pro-
cónsul gefangen.
Als die Nachricht dieser Niederlage nach Rom kam, wurde
schleunigst eine Flotte nach Afrika geschickt. Diese siegte zwar
noch in demselben Jahre und nahm den Rest des römischen
Heeres in Clupea an Bord, allein auf der Rückfahrt wurde
nem vitam udi a coena rediret, praelucere funalia et praecinere sibi
tibias jussit, quasi quotidie triumpharet. Flor. Ii. 2. 10.
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Extrahierte Personennamen: L._Manlius_Vulso Hanno Eknomus
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Sieilien Afrika Clupea Italien Afrika Clupea Rom Afrika Clupea